Fußball ist die große Leidenschaft des 13-jährigen Lionel Helmig und des 14-jährigen David Burkard. Die beiden Youngster kicken selbst und sind in ihren jungen Jahren schon als Schiedsrichter im Einsatz. Mit ihrer Begeisterung für die Pfeiferei haben sie auch ihre Väter Michael und Jens angesteckt. „Ich bin schon als kleines Kind mit Gelben und Roten Karten durch den Garten gerannt“, erzählt Lionel Helmig von einer frühen Leidenschaft.
Hanau – David und Lionel sind gute Freunde und kennen sich von Kindesbeinen an. Der Klein-Auheimer David Burkard spielt als Innenverteidiger in der C-Jugend des SVG Steinheim und Lionel ist im Mittelfeld der C-Jugend der JSG Bruchköbel-Roßdorf am Ball. Zusätzlich leiten die beiden auch noch Jugendspiele der E- und D-Jugend. Mit der Idee, selbst Fußballspiele leiten zu wollen, steckten die beiden Freunde auch ihre Väter Michael Burkard und Jens Helmig an. Die Väter der beiden Jugendkicker kennen sich aus gemeinsamen Fußballerzeiten – sie kickten in der ersten Mannschaft des SV Germania Steinheim.
Zu viert absolvierten sie im Sommer 2020 per Videokonferenz einen mehrmonatigen Schiedsrichter-Neulingslehrgang. Und die beiden Freunde David und Lionel haben aufeinander gewartet, damit sie den Lehrgang gemeinsam absolvieren können. „Sie mussten mindestens zwölf Jahre alt sein, damit sie in den Neulingslehrgang einsteigen können“, berichten die Väter. In 22 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten haben sie in elf Videokonferenzen das Regelwerk gelernt – mit allen Besonderheiten inner- und außerhalb des Spielfelds und jeder Spielsituation. „Mitunter war echtes Pauken angesagt. Denn es gibt ja auch etliche Spezialfälle, die man schlichtweg lernen muss“, erzählt Jens Helmig. Nach der erfolgreich absolvierten Theorie-Prüfung ging es mit dem Praxisteil weiter. „In der Sportprüfung mussten wir 20-mal vom 16-Meter-Raum zum 16-Meter-Raum laufen“, blickt Lionel zurück.
David Burkard hat schon zehn E-Jugend-Spiele geleitet
„Ich habe bisher zehn E-Jugendspiele geleitet und danach durchweg positive Rückmeldungen bekommen“, bilanziert David Burkard. „Die Spiele waren alle ganz entspannt. Vor der Leitung meines ersten Fußballspiels war ich jedoch auch ein bisschen aufgeregt“, erinnert sich der Achtklässler der Hohen Landesschule Hanau. Lionel, ebenfalls „Holaner“ und dort Siebtklässler, bringt es sogar noch auf ein paar mehr Matches als Referee.
Gelbe und Rote Karten haben die beiden jungen Schiedsrichter bei ihren Einsätzen allerdings noch keine zeigen müssen – die gibt es erst ab der C-Jugend. In den jüngeren Jugendklassen gibt es für härtere Foulspiele Zeitstrafen. „Als Vater-Sohn-Gespann haben wir einmal gemeinsam ein Spiel in der Gruppenliga Wiesbaden als Linienrichter miterlebt“, erzählt Jens Helmig. „Das war schon aufregend. Wir durften ein Head-Set tragen, darüber haben wir mit dem Hauptschiedsrichter kommuniziert und so seine Entscheidungen hautnah mitbekommen“, ergänzt Lionel. „Bei der Leitung eines Fußballspiels geht mit Vor- und Nachbereitung einige Zeit drauf“, resümiert Papa Jens.
„Vieles läuft heutzutage per App, etwa das Kontrollieren der Spielerpässe. Der Spielbericht muss immer zeitnah nach dem Spiel auf das Online-Portal des DFB hochgeladen werden“, gibt Jens Helmig Einblicke in das Tätigkeitsfeld eines Schiedsrichters. „Vor dem Fußballspiel muss man als Schiedsrichter etwa eine Stunde eher da sein“, ergänzt David Burkard: „Ich kontrolliere den Fußballplatz, die Linien, Eckfahnen und das Tornetz sowie die Ausrüstung, insbesondere die Schienbeinschoner.“
Pflicht sind für die beiden Vater-Sohn-Schiedsrichter-Duos die monatlichen Sitzungen der Schiedsrichtervereinigung Offenbach bzw. Hanau, die derzeit ausschließlich online stattfinden. „Da werden gemeinsam mit allen aktiven Schiedsrichtern Regeländerungen oder aktuelle Schiedsrichterentscheidungen aus der Bundesliga besprochen“, erläutern Michael Burkard und Jens Helmig.
Väter haben sich von der Leidenschaft ihrer Söhne anstecken lassen
Bereut haben die beiden ehemaligen Kicker ihre Entscheidung, dem Beispiel ihrer Söhne zu folgen, nicht. „Wir Väter sind dann auch gleichzeitig Schiedsrichter geworden, weil die Jungs uns mit ihrer Begeisterung angesteckt haben. Ich finde es spannend, als Schiedsrichter nach der aktiven Fußballerzeit wieder Teil des Spiels sein zu können“, unterstreicht Michael Burkard.
Neben dem Fußballspielen, ihrer Schiedsrichtertätigkeit und der Schule bleibt den beiden Jungs dann auch nur noch wenig Zeit für weitere Hobbys. „Beruflich möchte ich irgendetwas mit Fußball machen, entweder selbst Fußball spielen oder eben als Schiedsrichter Spiele pfeifen“, blickt David voraus. Lionel schaut gerne die Fußball-Bundesliga und die englische Premier League, fährt Ski und beruflich peilt der Vornamenskollege von Lionel Messi eine Karriere als Fußball-Kommentator an. Gerne weisen die beiden engagierten Vater-Sohn-Schiedsrichtergespanne auf den nächsten Neulingslehrgang der Schiedsrichtervereinigung Offenbach hin. Nach einem Infoabend am 23. Februar soll dieser dann vom 2. bis 12. März online stattfinden.
Von Holger Hackendahl
(Aus der op-online vom 29.01.2022)